Das Kirchdorf Kirburg war Jahrhunderte lang eng mit
Zisterzienser-Abtei Marienstatt verbunden.
Abtei und Grafschaft lange im Streit. Der Ort wurde
dreimal verwüstet.
Das Dorf Kirburg hat eine reiche historische Vergangenheit.
Inmitten eines karolingischen Rodungsbezirkes gelegen, wurde der Ort an der
vielbefahrenen alten Köln-Leipziger Handelsstraße (der heutigen Bundesstraße
414) erstmals 1215 urkundlich erwähnt. Über Jahrhunderte hinweg war Kirburg
Gerichtsort (als Sitz eines Kirchspielgerichtes). Weiterhin sichtbar überragt
die evangelische Pfarrkirche die gewellte Hochfläche. Es kann angenommen
werden, dass die Siedlung wesentlich älter ist, da der Haigerer Kirchsprengel
von 914 im Jahre 1048 bestätigt wurde.
Damals hieß das Dorf Meginheresfanc, was Bifang (gerodetes Land) des Meginher
bedeutete. (Nach Unterlagen des hessischen Landesarchivs). Im Jahre 1261
erscheint in Urkunden die Namensform Kyrbergk. 1534 wird das Pfarrdorf
Kuerchperg genannt. Aus Unterlagen des Zisterzienser-Klosters Marienstatt geht
hervor, dass die Familie von Kirburg im Ort als Lehen den sogenannten
"Drudenhof" besaß. Um das Recht der Grundherrschaft entspann sich ein
langer Streit zwischen den Herren von Molsberg und der Abtei Marienstatt. Schon
im besagten Jahr 1215 wurde das "Eigengut" in der Pfarrei Kirburg dem
Kloster gestiftet. 1318 ging auch die "Vogtei mit allen Einkünften"
an Marienstatt.
Molsberg verzichtete für 116 Mark.
Im Jahre 1244 wurde der erste, 1261 durch Diether von Molsberg gegen eine
Entschädigung von 116 Mark der endgültige Verzicht ausgesprochen. Vom Jahr
1292 wird gesagt, dass der "Kampf um Kirburg" aufgegeben wurde. (nach
Dr. Gensicke).
Vor 1344 - so wird vermutet- ist die Landeshoheit auf die
Grafen von Sayn übergegangen. Diese treten bei einer "Sühne" bereits
als Besitzer der Vogtei zu Kirburg auf. Das Centgericht (Kirchspielgericht), das
im Freien auf Bänken tagte und gewöhnlich mit sieben Schöffen besetzt war und
1261 auch als Landgericht tagte, wurde jedoch nach wie vor im Namen des Klosters
gehalten. Die Abtei-Akten sprechen in diesen Zeitläufen von
"Rechtswidrigkeiten" und "Anmaßungen". Als Schultheiß
(Bürgermeister) wird 1417 ein Claes Henne von Bredehusen (dem heutigen Ortsteil
Bretthausen der Gemeinde Norken) genannt.
Schlimme Zeiten hat das Kirchdorf erlebt. Es wurde schon im Mittelalter schwer
heimgesucht. 1453 überfielen die Herren Schenk zu Schweinsberg und von
Rollshausen den Ort und verwüsteten ihn.
Auch die Kirchengeschichte verzeichnet interessante und
aufschlussreiche Begebenheiten. Die erste Pfarrkirche wurde schon im 12.
Jahrhundert erbaut. 1487 wird sie "Mutterkirche" genannt. Aus diesem
Jahr stammen die Ablaßbriefe des Abtes zu Marienstatt. Die
"Vogteigerechtigkeit" geht dann 1573 ganz auf die Saynischen Grafen
über, die nun auch die niedere Gerichtsbarkeit ausüben. Es beginnen die zum
Teil prozessual ausgetragenen Streitigkeiten, bei denen sich Sayn
schließlich behauptete.
Die Reformation fand um 1560, zur Zeit des Grafen Adolf, auf die damals übliche
Art Eingang. Ein Protokoll über eine kirchliche Visitation vom 7.6.1576 gibt
Aufschluss über die Entwicklung der neuen Lehre und über den Zustand der
Gemeinde. Im Jahre 1582 wird bezeugt, dass die Bewohner noch "auf Seiten
des Klosters" stehen, obwohl das Abteigericht schon neun Jahre aufgehoben
war.
Außer durch die Kirche und den Pfarrsitz gelangte Kirburg
auch durch die wirtschaftlichen Verhältnisse zu Bedeutung. In dem Dorf wurden
1560 zwölf Häuser gezählt, 1582 werden elf "Räuche"
(Wohnstätten) gezählt. Ihre Zahl ging dann durch die Wirren des
dreißigjährigen Krieges auf zwei zurück (1650). Eine gewisse Zentralfunktion
erlangte der Pfarr- und Gerichtsort durch die Einrichtung von Kram- und
Viehmärkten.
Diese wurden durch die Lage an der Handelsstraße begünstigt.
Kirburg hatte schon 1725 zwei Jahrmärkte. Sie brachten dem Dorf einen merkbaren
Aufschwung. Große Unbill kam über die Einwohner, als 1796 französische
Revolutionstruppen den Ort Plünderten und nieder brannten. Die Bevölkerung
scheint allerdings mit dem Schrecken davongekommen zu sein, denn nach der
Statistik hatte Kirburg zwei Jahre danach 141 Einwohner. Später siedelten sich auch
jüdische Mitbürger an. 1890 gab es in Kirburg 15 Personen mosaischen Glaubens,
eine sonst im Oberwesterwald nicht erreichte Zahl. Das alte Gotteshaus wurde
1782 abgerissen, zwei Jahre später war die neue, die heutige Kirche fertig. Ein
schwerer Rückschlag in der dörflichen Entwicklung trat 1827 ein, als ein Teil
der Ortschaft, die den Charakter eines Ein-Straßen-Dorfes hatte, ein Raub der
Flammen wurde. Mit dem Wiederaufbau wurde unverzüglich begonnen.

Lageplan Kirburg 1825 (bitte klicken)
Auf der mittleren Höhenstufe, der Hochfläche um Kirburg
herum, gab es in früheren Jahrhunderten eine ganze Reihe von Orten, die man als
"Wüstungen" (erloschene Siedlungen) bezeichnet und an die heute meist
nur noch Flurnamen erinnern. In der Gemeinde Kirburg bestanden nachweislich
folgende Ortschaften: Birken (1440), Parkhausen (1262), Gerstenberg (1354),
Marlingen (1440) und Moringhausen (1440). Die in Klammern gesetzten Jahreszahlen
bezeugen urkundliche Erwähnungen. Für das Verschwinden der Dörfer macht Dr.
Häbel vom Landesarchiv in erster Linie eine zu starke Besiedlung auf engem Raum und daraus
resultierende wirtschaftliche Probleme verantwortlich.
Das Gemeindewappen weist ebenfalls auf die enge Verbindung von
Kirburg mit dem Kloster Marienstatt hin. Der Orden hatte das Rautenwappen des
Grafen Fontaine, das Hauswappen des hl. Bernhard, mit dem Abt-Stab von seinem
Gründer übernommen. Das Wappen der Zivilgemeinde Kirburg wurde nur
unwesentlich abgeändert. Es stellt das einstige Kirburger Gerichtssiegel dar,
das in dieser Form etwa von 1468 bis 1568 gebraucht wurde. Das Wappenbild zeigt
in Schwarz einen schräg-links gestellten goldenen Bischofsstab, belegt von
silber-rot "geschachtem" Schrägbalken.
Vom Innenministerium Rheinland-Pfalz wurde der Gemeinde am 11. Oktober 1958 die
Führung dieses Wappens erlaubt. Die Verwaltung der 600 Seelen zählenden
Ortsgemeinde führt das Wappen nach den Vorschriften der Gemeindeordnung in
ihrem Dienstsiegel.

Gemeindewappen Kirburg
Die Wüstung Gerstenberg Mit
Wüstung bezeichnet man frühere Wohnplätze, Höfe oder Dörfer, die im Laufe
der Zeit aus unterschiedlichen Gründen, Siedlungsungunst, wirtschaftlichen
Nöten, Krankheitsepedemien, Kriegseinwirkungen oder Stadtflucht von den
Bewohnern verlassen wurden.
Von Höfen zu Gerstenberg trug Godebracht von Irmtraut 1354 Nassau-Dillenburg 4
Mark zu Lehen auf.
Nur noch der Flurname Gerstenberg deutet auf den Standort der mittelalterlichen
Siedlung hin. Das Tor am großen Wolfstein Hier
an der Grenze zwischen der Herrschaft zum Westerwald und dem "Meginheresfanc",
dem späteren Kirchspiel Kirburg, zwischen Sayn-Hachenburg und Nassau-Oranien
befand sich am damaligen Mauer- und Gebückdurchlass ein Tor und ein Schlagbaum.
1692 heißt es in einer Grenzbeschreibung: ... von dem Grenzstein auf dem
hintersten Galgenpüsch die Mauer entlang, forteres auf die Lücke zu, welche
ober dem Wolfstein in der Mauer ist, allwo vor altersher ein Thor eingehangen
hat..."
Die unter Schutz stehenden Mauerreste und Grenzsteine markieren noch heute die
Germarkungsgrenzen.
Wenn man heute vom Wolfstein in südlicher Richtung über den Pfad nach Bad
Marienberg geht, so kann man hoch heute nach etwa 100 Metern auf der linken
Seite - unmittelbar neben dem Weg- die Grundmauern des Grenzgebäudes
sehen. Der Wäschebach In
der Urkunde aus dem Jahr 1048, in der auch der Westerwald erstmals genannt wird,
ist als ein Teil der Grenze zwischen dem Haigerer Kirchensprengel und der
Herborner Mark der spätere Wäschbach als Abelebach beurkundet. Bis zum Beginn
des 19. Jahrhundert blieb er Grenzbach zwischen Sayn-Hachenburg und
Nassau-Oranien. Grenze zwischen den Kirchspielen Kirburg und Unnau (vorher
Marienberg) blieb er bis heute. Vorbei an den verlassenen Wohnplätzen
(Wüstungen) Frankenstein und Kaldebornehof mündet der Wäschebach bei
Unnau-Korb in die große Nister.
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